Patientenombudsmann/-frau
Schleswig-Holstein e. V.
Patienten- und Pflegeberatung in Schleswig-Holstein

Dagmar Jonas

Patientenberatung in den Bereichen Nordfriesland, Flensburg, Schleswig-Flensburg
Patientenombudsfrau Dagmar Jonas

Immer wieder Missverständnisse zwischen Arzt*in und Patient*in

 

Jahresbericht 2020 von Dagmar Jonas

 

Es war für alle ein besonderes Jahr, mit großen Herausforderungen, mit nie gekannten Herausforderungen. Über zwei Bereiche aus meiner Arbeit werde ich berichten:

Es begann beinahe wie immer: Viele Klienten*innen klagen über ihren Arzt, unabhängig davon, ob in der Praxis, oder einer Einrichtung. Es fällt mir immer wieder auf, dass Arzt und Patient unterschiedliche Sprachen sprechen, damit meine ich, dass der Arzt erklärt, der Patient versteht etwas anderes. Außerdem ist der Patient in einer Stresssituation und kann häufig nicht alles Gesagte gleich richtig einordnen und Fragen fallen ihm erst später ein, aber der Arzt ist dann nicht mehr da oder hat sich bereits einem anderen Patienten zugewandt.

Ein Beispiel: Ein Patient wird aus dem Krankenhaus entlassen. Er wurde medikamentös neu eingestellt, es ging ihm besser. Die Hausärztin stellt ein Rezept nach Angaben aus dem Entlassungsbrief aus. Zuhause stellt der Patient fest, dass die Farbe einer Tablette aus der Reihe der umgestellten Tabletten nicht blau sondern weiß ist.

Er fühlt sich schlechter. Die Hausarztpraxis bestätigt, genau das rezeptiert zu haben, wie von der Klinik empfohlen. Das glaubt der Patient nicht, denn die blaue Tablette, die so gut half ist nicht mehr dabei und die weiße hatte er in der Klinik nicht. Die Klinik bescheinigt ihm, genau die gleichen Medikamente im Entlassungsbrief angegeben zu haben wie in der Klinik. Der Patient ist verzweifelt, fühlt sich nicht ernst genommen, es geht ihm schlecht, er ist sehr aufgeregt. Er erlaubt mir, dass ich noch mal in der Klinik nachfrage. Die behandelnde Ärztin bestätigt mir, dass alles richtig sei, das Rezept und die Medikamente. Als ich sie darauf hinweise, dass der Patient seine blaue Tablette so sehr vermisst und nicht so recht wisse, warum er die weiße nehmen solle, stellt sich heraus: Beide Tabletten sind inhaltlich gleich, allerdings stellt ein Unternehmen sie in blau, ein anderes in weiß her.

Wie viel Aufregung hätte dem Patienten erspart werden können, wenn er darauf hingewiesen worden wäre, wenn ihn mal jemand gefragt hätte, wo denn sein Problem läge und nicht alle immer gleich sagen, es ist schon richtig, was sie bekommen.

Übrigens, mit dem Wissen über die Farbe der Tabletten, ging es ihm wieder besser.

Zusammenfassend stelle ich immer wieder fest, dass oft nicht genügend Zeit zur Verfügung steht, damit Patienten fragen und nachfragen können.

Dann kam die Pandemie und von dem Tag an, bis zum Ende des ersten Lockdowns, rief niemand mehr an. Wahrscheinlich spiegelt sich da auch wider, was allgemein festgestellt wurde. Die Menschen mieden Ärzte und Krankenhäuser aus Sorge, sich zu infizieren, auch wenn diese Einstellung nicht dienlich war. Nach dem Sommer und den steigenden Inzidenzen folgte nun die Anordnung der Maskenpflicht in bestimmten Räumen und Bereichen.

Im ersten Lockdown bekamen etliche Patienten ein Attest zur Maskenbefreiung, aber dann änderte sich die Situation. Hausärzte verwiesen die Patienten an die Fachärzte und diese stellten keine Maskenbefreiungen mehr aus. In Praxen konnten die Patienten keinen Einlass mehr bekommen, wenn sie keine Masken trugen.

Auf meine Rückfrage bei Fachärzten wurde mir erläutert, dass gerade die z.B. von chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen Betroffenen besonders dringend geschützt werden und somit unbedingt eine Maske tragen müssten.

Es war den Patienten schwer zu vermitteln. Einige wollten den Arzt wechseln, ob es nützte, ist mir nicht bekannt; andere fanden es nicht so dramatisch, denn sie konnten ihre Wege auch so legen, dass sie keine Maske tragen mussten, z. B. statt sich in Geschäften aufzuhalten, dann lieber im Wald spazieren gehen.

Problematisch waren auch die Besuchsverbote in Einrichtungen. Die Angehörigen konnten sich kein Bild machen, wie es den Familienmitgliedern ging. Die modernen Kommunikationsmittel standen nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung und die Menschen waren oft auch nicht mit deren Umgang vertraut.

Häufig waren die Anrufenden nach einem Gespräch etwas beruhigter und verstanden auch den Ernst der Lage, aber ändern konnte ich natürlich nichts.

Ein nicht kleiner Teil der Klienten möchte, dass Ärzte zur Rechenschaft gezogen werden, ein Berufsverbot erteilt wird oder mindestens Geldstrafe verhängt wird.

In solchen Fällen erkläre ich die Aufgaben und Möglichkeiten der Ombudsleute und ggf. Wege, die die Klienten dann einschlagen müssten, um ihre Ideen umzusetzen oder umsetzen zu lassen.

 

Veröffentlichung aus dem - Tätigkeitsbericht 2020 - (Seite 10-11) des Vereins.

 
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